Steve Wells & David Lake in Stuttgart - ein Erfahrungsbericht

Bericht über zwei Workshops im Hospitalhof, Stuttgart im Juni 2007

Können Sie sich erinnern, wie schlimm es sich unter Umständen angefühlt hat, wenn Sie in der Kindheit und Jugend von anderen veräppelt wurden? Wenn andere sich über sich lustig gemacht haben?
Im Juni 2007 fanden im Hospitalhof, Stuttgart gleich zwei Workshops mit den beiden berühmten Australiern statt (zur Erinnerung: Steve Wells war einer der ersten, die eine anerkannte wissenschaftliche Arbeit zur Wirksamkeit von EFT veröffentlichten. www.eftdownunder.com).

In diesen Workshops in Stuttgart erlebte ich zwei australische Psychotherapeuten, Dr. David Lake (Arzt) und Steve Wells (Psychologe), die mir zeigten, wie man mit provokativem Stil und abgewandeltem EFT beeindruckende Therapiesitzungen mit tief greifenden und nachhaltigen Veränderungen abhalten kann. Gleichzeitig bearbeiten sie selbst schwerste Lebensthemen und -Probleme leicht und warmherzig mit Humor und Witz.



„Energie-Techniken zur Selbstakzeptanz“

Der erste Workshop war auch für Laien gedacht und mit ca. 150 Teilnehmern durchaus gut besucht. (Achtung: Ich bin nicht gut darin, Menschenmengen einzuschätzen). In diesen zwei Tagen zeigten Steve und David, wie es mit provokativem, teilweise regelrecht bissigem Humor gelingen kann, eigene Selbstbilder zunächst durch Verwirrung und Verblüffung auf zu weichen und dann neue Ideen zu sähen. Und das bei einem Publikum, dass immer wieder zwischen herzhaften Lachanfällen und staunender Verblüffung hin- und hergerissen war.
Was ist das Besondere bei Steve & David?
Auf den ersten Blick fällt auf, dass sie das klassische EFT-Sandwich durch eine kontinuierliche Klopftechnik ersetzt haben. Statt ein Problem zuerst zu identifizieren, dann zu behandeln, klopfen Steve & David von der ersten Minute bis zur letzten Minute einer Sitzung. Es gibt keine Einstimmung (Setup), kein Rating (SUD). Statt dessen wird kontinuierlich geklopft. Manchmal „nur“ die Fingerpunkte (die beide auch während des Workshops und in den Pausen immer wieder benutzten. Manchmal die „klassischen EFT-Punkte“ in unterschiedlichen Abfolgen. Auch das Publikum wurde angeregt, dauernd mitzuklopfen.
Diese Technik der kontinuierlichen Klopfakupressur nennen die beiden Australier „SET“, Simple Energy Technique. Und sie ist nicht nur ansteckend, sonder beschleunigt sowohl den Einstieg in Probleme als auch den therapeutischen Prozess ganz enorm. Sie lässt sich letztlich sogar beim Fernsehen oder in Konferenzen mit großem Nutzen anwenden.
Die zweite – und noch auffälligere – Besonderheit ist der freche, provokative Stil den die beiden im Umgang mit ihren Klienten einsetzen. Frotzeln, auf den Arm nehmen, völlig irrelelvante Aussagen, wilde Metaphern-Arbeit, Übertreibungen, Witze und „Verschreibungen“, die scheinbar genau das Gegenteil bewirken, als sie sollen. Ständiger Wechsel der Gesprächsrichtung. Man merkt den beiden die Ausbildung bei Frank Farrelli, dem Pionier der provokativen Therapie und bei Dr. Noni Höfner (die in Stuttgart kurz vorbei schaute) in jeder Geste und bei jedem Augenzwinkern an.
Was die beiden Australier aber ins besondere auszeichnet und diesen provokativen Stil erst möglich macht, ist ihre Präsenz und der unglaublich intensive Kontakt ("Rapport"), den sie mit ihren Klienten permanent aufrecht erhalten. Das und eine so grundlegende herzliche Akzeptanz des Klienten inklusive seiner Probleme, Widerstände und "dunklen Seiten" führt dazu, dass sich Leichtigkeit mit Ernsthaftigkeit zu einer wundervollen Mischung ergänzen, mit der selbst die schwersten Lebensthemen plötzlich bewältigen lassen.
Einer der beeindruckendsten Momente, die ich in den letzten Jahren erlebt habe, war eine Therapiesitzung mit Steve Wells und einem über 80 Jahre alten Workshop-Teilnehmer, der ein lebenslang wirksames Trauma bearbeitete. Die Intensität und der Respekt, mit dem die beiden miteinander umgingen und Steves freche, provokative Art, mit den mehreren – schwerwiegenden Erfahrungen im Leben dieses Mannes, waren tief bewegend und gleichzeitig herzerfrischend komisch.

Wenn es stimmt, dass die Deutschen oft sagen „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“, während die Österreicher die Lage als „hoffnungslos aber nicht ernst“ bezeichnen, dann vereinen Steve Wells & David Lake die besten Eigenschaften der Deutschen und der Österreicher: Sie zeigen ihren Klienten, dass die Lage nicht hoffnungslos ist – und schon gar nicht ernst. Lachen ist eben doch die beste Medizin.

„Fortbildung in Provokativen Energie-Techniken“

Der zweite Workshop am Montag und Dienstag richtete sich eher an Fachleute aus Therapie und Beratung und so fokussierten Steve und David an diesen Tagen darauf, dass wir Teilnehmer uns – neben den vielen Demonstrationen – selbst in den provokativen Techniken übten. Und sie legten die theoretische Fundierung für den Erfolg des provokativen Arbeitens auf eine didaktisch schöne Art und Weise klar.
Achtung: Diese Art zu arbeiten ist wie ein Virus. Wer damit erstmal infiziert ist, kommt nicht mehr davon los.
Das erste Anzeichen dafür, dass Du Hilfe brauchst, ist, wenn es nicht lustig ist. (Steve Wells, Sydney)
Die Wurzeln der provokativen Therapie, wie sie von Steve und David praktiziert wird, liegen bei Frank Farrelli (USA) und Dr. Noni Höfner (Deutschland, www.provokativ.com) ... und sie basiert letzlich auch auf der verblüffenden und intuitiven Arbeit von Milton Erikson.
Steve & David gelang es, die grundlegenden Ideen in anregende Übungen zu verwandeln: Z.B. die Übung, in einem „Therapiegespräch“ nur absolut irrelevante Aussagen zu machen. Das ist zum einen unglaublich schwer und zeigt darüber hinaus, wie sich für Klienten aufgrund der erzeugten Konfusion wie von selbst Lösungsansätze entwickeln. Und das bei schallendem Gelächter.
Symptomverschreibungen, Übertreibungen, ständiger Wechsel der Perspektive. All das führt dazu, dass Therapie viel leichter und viel eleganter wird, als mir vorher vorstellbar war.
Da sie das Ganze dann mit Energietechniken wie dem „Finger-EFT“ und dem „Kontinuierlichen Klopfen“ kombinieren, ergibt sich eine wunderbare Art zu arbeiten.
Dass die beiden am Schluss des Workshops eine Clownsnase verliehen bekamen, ist nur zu gerecht. Sie füllen die Rolle des „weisen Narren“ mit soviel Kompetenz und Achtung vor dem Klienten und seinen Lebensgeschichten aus, dass es ein Privileg ist, von ihnen zu lernen.
Ich bin auf jeden Fall mit dem „Virus“ der provokativen Therapie infiziert und schon einige meiner Patienten haben davon profitiert.
Vielen Dank an zwei Meister und ...
Keep on Tapping,
Gerald Stiehler
www.geraldstiehler.de,

www.darmstaedter-seminare.de

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